Leben auf dem Dorf - zu viel Akohol - Hilfe gesucht

Hallo zusammen,

ich will jetzt hier keine Klischees bedienen, aber bei uns auf dem Dorf wird gern mal einen über den Durst getrunken.

Egal ob Mann, Frau.. selbst die Kinder (teilweise noch nicht mal konfirmiert) sind gut dabei und trinken auch gerne mal harte Sachen - teilweise auch unter der Woche..

Bei jeder Feier werden erstmal Geschichten erzählt von wegen "haha da war ich aber besoffen.. der hat sich aber aus dem Leben geschossen" etc.

Ich selbst komme aus der Stadt und bin sowas gar nicht gewöhnt.. für mich gibt es mehr als nur saufen und Sauf-Geschichten.. trinke selbst auch eher weniger und seid ihr sehe wie viel der Alkohol auch kaputt machen kann, aber ich noch weniger Lust drauf. Immerhin ist Alkohol eine Droge - wenn auch gesellschaftfähig.

Nun kommt mein Mann auch vom Dorf.. er meinte zwar immer, dass er nicht so wäre, aber teilwese artet das doch ganz schön aus und er liegt dann auch öfter mal den Sonntag flach.. selbst wenn er sagt "heute trinke ich nicht so viel".

Gestern meinte er dann selbst, dass er wohl ein (Alkohol-) Problem hat.

Einsicht ist ja bekanntlich der erste Weg zur Besserung. Doch wie gehen wir nun hier vor?
An wen kann sich wenden? Denke nicht, dass er zu den AA gehen würde.. eher was privates.

Habt ihr Ideen oder ggf. auch Tipps? Oder gerne auch Erfahrungen...

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Hallo Bonsaiii,

was wäre ein Dorf ohne freiwillige Feuerwehr, Fußballverein und ohne Dorffeste, ein wenig Ironie kann ich mir nicht verkneifen.

Nach deiner Schilderung hört sich das Trinkmuster deines Mannes nach einem sog. Quartalssäufer (Episodentrinker, Komatrinker, Blackout-Trinker) an. Nach meiner Erfahrung ist bei diesem Konsumverhalten die Grenze zwischen riskantem Konsum und Alkoholabhängigkeit schwer zu ziehen, da oft eine reine psychische Abhängigkeit und NOCH keine augenscheinliche körperliche Abhängigkeit vorliegt. Die kommt dann meistens im Verlauf dazu.

Dein Mann könnte erst einmal sich einige Fragen selbst beantworten:

https://www.dhs.de/fileadmin/user_upload/pdf/Broschueren/AWA_Z-Card_2022_-_Selbsttest.pdf

oder z.B.

https://www.anonyme-alkoholiker.de/fragen-antworten/wer-ist-alkoholiker/

Die Selbsthilfeorganisation bitte eigentlich alle auch eine Telefonberatung an, teils überregional, teils regional.
Als Beispiel hier die regionalen Telefonnummern von AA:

https://www.anonyme-alkoholiker.de/kontakt/deutschland/

AA hat auch noch eine zentrale Telefon-Hotline:

030 / 206 29 82-12

Vielleicht kann sich dein Mann mal überwinden an einem der zahlreichen online-Meetings etwa von AA teilzunehmen. Wenn ihr auf dem Dorf lebt, wären wahrscheinlich Zoommeetings ein guter Weg völlig anonym und überregional in Kontakt zu kommen.
Er muss übrigens kein Alkoholiker sein, um an einem AA Meeting teilnehmen zu können: "Die einzige Voraussetzung für die Zugehörigkeit ist der Wunsch mit dem Trinken aufzuhören".

Hier ein Link zu den Zoommeetings:

https://www.anonyme-alkoholiker.de/meetings/onlinemeetings/termin-gebunden/

Für mich persönlich ist ein ernstes Zeichen in Richtung Alkoholkrankheit, wenn man sich fest vornimmt, nichts oder weniger zu trinken und immer wieder an dem eigenen Vorsatz scheitert. Dann wird es ernst, das kann ich aus eigener leidvoller Erfahrung sagen.

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Hey Christoph,

vielen lieben Dank für deine ausführliche Antwort!

Die Links werde ich mit ihm durchgehen. Mich freut es ja, dass er es eingesehen hat.
Aber nun heißt es dranbleiben und auch Taten folgen lassen..

Genau, denke Zoom wäre eine gute Lösung, da er viel beschäftigt und unterwegs ist.
Wusste gar nicht, dass die AA das mittlerweile auch anbieten.. super!

Ich hoffe dir geht es gut und du hast deinen Weg mittlerweile gefunden.

Ganz liebe Grüße!

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Ich wünsche dir und natürlich deinem Mann sehr, dass ihr das Aufbrechen könnt! Wir sind aufs Dorf gezogen, weil wir dachten: So schön, die Kinder wachsen mit viel Natur auf usw. Das ist auch wohl so. Aber dieses „Gesaufe“ hier ist so schrecklich 😣 Es ist so schlimm, dass wir wieder hier wegziehen werden. Ich versteh dich so gut! Und kenne auch diese bescheuerten Erzählungen, wer wie voll wo unterm Tisch lag 🥸🙄🙄🙄

Alles Gute euch 🍀

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Schwer, hier einen Tipp zu geben. Ich käme damit nicht klar und würde dementsprechend auch so einen Partner nicht wählen / es beenden. Wenn er tatsächlich genauso drauf wäre.

Ich selbst finde sogar Hollunder-Sirup ungesund, ganz zu schweigen von ALKOHOL. :-O Ich bin ein sehr gesundheitsbewusster Mensch und achte sehr auf Gesundheit und Ernährung. Eine Saufnase, die womöglich nicht mal weiß, dass jeder Tropfen Alkohol extrem schädlich ist, geschweigedenn andere Dinge über Ernährung oder Gesundheit nicht weiß, wäre definitiv nicht mein Partner.

Bearbeitet von Hexe666000
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Das freut mich, dass du so auf deinen Körper und die Gesundheit achtest.

Leider machen das nicht alle.

Ich denke aber nicht, dass man deswegen eine Beziehung / Ehe beenden sollte,
ohne vorher dran gearbeitet zu haben.. und wie schon geschrieben besteht das Problem erst seit ein paar Monaten.

Da habe ich erstmal noch Hoffnung. Vor allem weil er es direkt eingesehen hat.

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Wie alt seid ihr?

Ab einem Alter von ca. 32 finde ich regelmäßiges Saufen einfach nur daneben und kindisch.
Geschweigedenn 40 oder älter.

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Kann mit dieser Dorf-Kultur des Saufens und den damit verbundenen heroischen Erzählungen, wer sich nach wieviel und wie oft am Wochenende abgeschossen hat nichts anfangen.

Dein Mann ist offensichtlich zur Erkenntnis gekommen, dass er zuviel davon konsumiert. Das ist lobenswert, allerdings würde ich mich fragen, weshalb ich mit jemanden zusammen bin, der geistig auf dem Niveau eines 16jährigen Adoleszenten hängen geblieben ist und anscheinend erst nach Jahren merkt, dass er damit nicht verantwortungsvoll umgehen kann.

Den definitiven Tipp habe ich auch nicht. Sofern Du nicht das Dorf verlassen willst, bleibt Dir wohl nichts anderes übrig, diese Sauf-Kultur zu akzeptieren und Deinem Mann aus seiner Sucht zu begleiten.

Bearbeitet von Angina
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Ich habe mit keiner Silbe erzählt wie lange es bei ihm so ist.. er kommt vom Dorf ja.

Aber seit er 18 ist hat er in der Stadt gelebt und wir sind erst vor ein paar Monaten wieder zurückgezogen.

Bevor ich nun also eine längjährige Beziehung und Ehe einfach so hinschmeiße, wollte ich mich informieren.

Denn ich denke, dass es ein Problem ist, an dem er arbeiten kann.
Und ich würde ihn gern so gut es geht unterstützen.

Außerdem geht er ja zum Glück nicht jedes Wochenende weg. Eher so ein höchstens zweimal mal im Monat.
Was ich (nach meinen Maßstäben) aber auch schon viel finde.. also was trinken angeht.

Wie gesagt, ich bin auch kein Fan von der Sauf-Kultur..

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... allerdings würde ich mich fragen, weshalb ich mit jemanden zusammen bin, der geistig auf dem Niveau eines 16jährigen Adoleszenten hängen geblieben ist..

Das ist ziemlich übertrieben. Menschen haben Schwächen und machen nicht alles richtig, haben ungute Angewohnheiten und kommen mal etwas ab vom Weg.

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Hi

Der vermehrte Alkoholkonsum auf dem Land ist Teil der Kultur im ländlichen Raum, verbunden mit Schützenverein, Freiwilliger Feuerwehr, Landjugend etc etc. Und wenn man in diesen Kreisen unterwegs ist, wo gerne und oft gefeiert ist, ist es schwer, sich dem zu entziehen. Man muss Nein sagen und beim Nein bleiben und wer Nein sagt, ist ein Partyschreck.

Hier kippt man schon bei der samstäglichen Gartenarbeit ganz spontan ein paar Genever mit dem Nachbar oder der Nachbarin und schiggert weiter durch den Tag

Er wird sich entweder etwas mehr aus den Kreisen zurückziehen müssen oder lernen Nein zu sagen und dabei zu bleiben. Was je nach Typ schwer genug ist.

VG

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Danke für deine Antwort.

Ja das stimmt leider. Denke auch er muss lernen Nein zu sagen und zu wissen wann genug ist.

Ich persönlich kann es nicht so gut nachvollziehen, da ich mich auch sehr gut ohne Alkohol amüsieren kann.

Aber denke der Druck hier ist schon ziemlich hoch..

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Hi nochmal

ich kann das schlecht abschätzen, wie viel für Dich zu viel ist.

Aber ich kenne es von mir: Ich bin ein Gesellschftstrinker. Alleine trinke ich nie. Aber in Gesellschaft wenn es gesellig wird, dann steht man schlecht auf einem Bein und einmal ist keinmal, was weiss ich, ein blöder Spruch findet sich immer.

Letztes Jahr war es wieder soweit, Dezember, nette Runde, Bla bla bla, von 7 bis 12 hatte ich 2,5 Flaschen eines sehr guten Barolo intus und hatte echt Schlagseite. Eine Flasche hätte es auch getan.

Bestes Mittel für mich: In Gesellschaft erst gar nicht anfangen und nichts trinken, ausser Kaffee oder Wasser.

VG

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Witzig ich komme vom Dorf und war entsetzt wieviel in der Stadt getrunken wird.

Am Besten mit den Hausarzt reden. Wenn im Umfeld viel getrunken wird ist es schwer da raus zu kommen. Verstehe halt auch nicht warum man nicht nach einem Bier aufhören kann.

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Also manche hier sollten sich echt mal Gedanken über ihre Kommentare machen. Wenn es nicht hilfreich ist, sollte man gar nichts sagen, v.a. wenn ihr keine Erfahrung mit suchtkranken Angehörigen / Freunden habt.

Ich komme selbst vom Dorf und kenne die Problematik Alkoholmissbrauch auch aus dem nahen Familien- und Freundeskreis. Selbst jetzt noch mit Anfang 30 sind viele meine Freunde noch auf dem Zustand "wir trinken jedes Wochenende, sogar zum Frühstück ein Konter-Bier" hängen geblieben.
Die Frage, die sich dein Partner stellen sollte, ist, aus welchem Grund er trinkt (schlichter Gruppenzwang, Stärkung des Selbstbewusstseins, Social Anxiety, Stress ablassen, etc.). Die Gründe sind mannigfaltig. Wenn er keine Kontrolle a la "Bei drei Halben ist Schluss" hat, dann liegt dem Konsum wahrscheinlich ein tieferes Problem zugrunde als schlichter Gruppenzwang oder mangelnde Selbstbeherrschung.

Aus Erfahrung mit einem suchtkranken Elternteil kann ich euch nur raten, euch sofort dem Problem zu stellen, auch zu den AA zu gehen, denn dort lernt er Personen kennen, die höchstwahrscheinlich ähnliche Beweggründe zum Trinken haben wie er. Das Thema Scham bei Suchtproblemen sollte gar nicht aufkommen, Alkoholismus ist mit die weitverbreitetste Suchterkrankung weltweit, viele Menschen haben ein latentes Alkoholproblem, das runtergespielt wird.
Seid mutig und packt das Problem an der Wurzel. Noch ein praktischer Tipp: Einfach Alkoholfreies Bier trinken, das muss anfangs auch nicht groß rumposaunt werden :-)

Alles Gute euch!!

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Es gibt für Dich und Ihn die Möglichkeit sich telefonisch beraten zu lassen
https://www.guttempler.de/nottelefon/

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Ich würde die Suchtberatung empfehlen (auch, weil ich da Mal gearbeitet habe:))

Man kann sich da hin wenden, auf Wunsch auch anonym und erstmal die Lage klären. Sucht, Missbrauch etc. Zu welchen Ziel würde man wollen (z.B. kontrolliertes Trinken, was wäre eine normale Menge, wäre Abstinenz doch besser, würde man das schaffen, bräuchte man eine Therapie, gibt es eine geeignete Gruppe...), ist das Ziel realistisch...

Für eine Sichtberatung muss man auch nicht abhängig sein und man braucht auch keine Diagnose oder so. In der Regel ist (zumindest an Anfang) eine Beratung auch telefonisch oder per Mail möglich. (Ob das dann langfristig immer sinnvoll ist, ist die nächste Frage)

Auch Angehörige (also, du) können sich beraten lassen und brauchen dafür ebenfalls keine Diagnose oder so. Man kann auch einfach mal freundlich Fragen los werden.

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Beim Alkohol ist es wie mit allem: Die Dosis macht das Gift!
Ich kenne alles, intensives Vereinsleben, tolle Feiernächte mit und ohne Alkohol, Männer, die der Alk zum Verhängnis wurde (mein erster Mann)
und Männer, die durchaus MAL(!) feiern konnten/können, am nächsten Tag bedröppelt aus der Wäsche gucken aber dann ewig eben keinen Alk mehr trinken. Mein Mann war so(lebt nicht mehr) und der jetzige Mann in meinem Hintergrund ist ebenfalls so. Da ich mit ihm durchaus auch schon recht "feuchte", aber einfach nur tolle Nächte erlebte, weil ich selber auch gerne MAL(!) Alkohol zum guten Essen trinke, sehe ich sowas als seltenen Genuss an! Ich kann genießen, egal, worum es geht, und ein kaltes Hefeweizen zum Abendessen in Gesellschaft ist einfach lecker, ein zwei Schnäpse in meiner Rock-Kneipe ab und zu Samstagabend in toller Gesellschaft sind es auch. Fertig. Da sind mir auch moralinsaure Meckerer vollkommen egal.
Jeder nach seiner Fasson 😎
Vielleicht kannst Du ihm erstmal nahebringen, sein Bier einfach als Genuss zu besonderen Gelegenheiten anzusehen. Egal, ob im Verein oder in der Familie, bei uns wird eher alkoholfreies Weizen getrunken, weil jeder an seinem Führerschein hängt. So richtig "abgeschossen" wird nur sehr sehr selten. Alleine trinken weder ich noch andere im nächsten Umfeld Alkohol.
Er sieht es ja ein, das ist schon mal viel wert, rede mit ihm und dann siehst Du ja, was er umsetzt. Dieses vereinzelte Gegifte und Einschlagen hier manchmal bei urbia überlies bitte einfach; ein paar Superkorrekte und absolut "Fehlerfreie" gibts in jedem Forum😉
LG Moni

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Grundsätzlich ja, allerdings finde ich es zu wenige Informationen, un beurteilen zu können, ob er noch zu einem kontrolliertem Trinken zurück kann. Kann sein, dass es geht und dann ist alles gut. Kann sein, dass er inzwischen Alkoholiker ist und dann hört man den Rat, dass man ja auch einfach weniger trinken kann, sehr gerne, um den Schritt ganz weg vom Alkohol nicht machen zu müssen. Erfahrungsgemäß hält das dann eher Wochen, manchmal Monate. Dann schleicht es sich doch wieder ein. Oder man hat den "Beweis", dass es ja kein Problem gibt, weil "im Mai hab ich ja nur 3 Biere getrunken, da kann ich ja im Juni wieder trinken".

Da finde ich es besser, sich erstmal vertieft damit auseinander zu setzen, was wie viel und warum man trinkt und warum eigentlich nicht mal alkoholfrei.

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Ja, da hast Du grundsätzlich recht.
Ich habe in meinem Umfeld, auch bei den unzähligen Männern, die ich ja beruflich kannte, festgestellt, dass bei solchen Fällen, wo noch keiner ausfällig wurde oder Schlimmeres, kleine Schritte ganz hilfreich waren.
Reden, schauen, inwieweit Einsicht da ist und er mitmacht usw.
Keule mit Therapie usw. ist da selten hilfreich. Das und absolute Abstinenz usw. sehe ich nur in echt schlimmeren Fällen als echt nötig an.
Wie gesagt, es wäre schon mal eine gute Sache, wenn er wie "meine Männer" im Verein größtenteils auf alkfreies Bier umstiege. Das ist bei uns vollkommen akzeptiert und glaubs mir 😉 da sind auch durchaus eigensinnige alte Kerle dabei 😎, "geeicht" aus x Vereinen, Dorffeiern, Fußballabenden u.v.m. - mein Freund inklusive 😎.
LG

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